
Es ist Anfang November 2021. Die Intensivstationen füllen sich dramatisch, hauptsächlich mit umgeimpften Covid-Patienten. Die Impfquote ist zu niedrig, stellt Prof. Dr. Christian Karagiannidis, der Leiter des Intensivregisters, in der Tagesschau vom 9. November fest. Was tun? Michael Haller, der Direktor der Klinik für innere Medizin der Uniklinik Köln, findet in der Sendung deutliche Worte: “Klare Kommunikation aus der Politik. Abstandsregeln einhalten. Impfkampagnen fahren – so effizient und so schnell wie möglich, so dass wir schnellstens in eine Situation kommen wie die Nachbarländer oder Länder im Süden. Portugal , Spanien, Frankreich haben wesentlich bessere Impfkampagnen. Es ist überhaupt nicht einzusehen, warum Deutschland mit seinen riesigen Möglichkeiten das nicht schafft.”
Jede Tütensuppe hat mehr Werbebudget.
Deutschland hat eine Impfkampagne. Sie ist nur leider kaum zu sehen. Denn das Budget, mit dem die Werbemaßnahmen ausgestattet sind, ist verschwindend gering. So meldet der Branchendienst w&v, dass der Werbespot zur Kampagne “Deutschland krempelt die #Ärmelhoch” mit nur 2,6 Millionen Euro Mediageld lanciert worden ist. Jede Tütensuppe hat mehr Budget. 2,6 Millionen Euro sind ein Witz bei einer Kampagne von so großer nationaler Bedeutung. Insgesamt verfügte die #Ärmelhoch-Kampagne mit bekannten Persönlichkeiten wie Günther Jauch und Uschi Glas nur über 25 Millionen Euro (Quelle: w&v). Das ist für so einer Aufgabe viel zu wenig.

25 MILLIONEN VON 122 MILLIARDEN
Die Pandemie kostet Deutschland laut Institut der deutschen Wirtschaft fast 300 Milliarden Euro. Im Nachtragshaushalt hat die Bundesregierung unter Kanzlerin Merkel 122,5 Milliarden Euro für “zusätzliche Maßnahmen” eingeplant. Schade nur, dass ausgerechnet dort gespart wird, wo es man eigentlich Vollgas geben müsste, um die Krise zu beenden: bei der Impfkampagne. Während allein Aldi in Deutschland 207 Millionen Euro für Werbung ausgibt (Zahl von 2019), dümpelt die Impfwerbung bei 25 Millionen Euro herum. Im Haushalt 2020 hat das Bundesgesundheitsministerium nach eigenen Angaben für die Kommunikation zum Coronavirus zusätzlich rund 90 Millionen Euro zur Verfügung gehabt. Auch diese Summe wäre für die Werbemaßnahmen noch zu wenig gewesen, aber es ergibt sich die Frage, warum von den 90 Millionen Euro nicht mehr Mittel in Werbemaßnahmen geflossen sind?
Schade, dass ausgerechnet dort gespart wird, wo es man eigentlich Vollgas geben müsste, um die Krise zu beenden: bei der Impfkampagne.
Fazit: Für alles wird reichlich Budget eingeplant – nur nicht für die wirklich wichtigen Dinge. Das muss sich ändern. Im Moment hat die Impfkampagne so wenig Budget, dass man sie gar nicht bemerkt. Warum nicht von den 122,5 Milliarden Euro 1 Milliarde für die Impfkampagne ausgeben? Ja, das sind 1.000 Millionen Euro. Eine gewaltige Zahl. Aber wir stehen auch vor gewaltigen Herausforderungen. So eine Zahl hätte ich mir gewünscht. Und nicht 25 Millionen.